Während dem Erstellen des Lernjobs zum Thema „Emotionen kennenlernen“ fiel mir erneut auf, wie wichtig Emotionen in unserem Alltag sind. Dies gilt vor allem auch für den schulischen Kontext. Wir lernen nämlich nur Dinge, die wir irgendwie emotional verknüpfen können. Alles andere beurteilt unser Gehirn als unnötig und speichert es daher nicht ab. Lehrer sein bedeutet also, dass man sehr viel Emotionsarbeit leisten muss. Bestenfalls können die SuS das neue Wissen mit Altbekanntem verknüpfen und mit positiven Emotionen unterlegen. So macht der Unterricht Spass und die SuS können sich die Inhalte behalten. Götz (2012) scheibt dazu in seinem Buch, dass Emotionen nicht nur irrelevante oder gar störende Begleitmusik des menschlichen Handelns und Denkens sind, sondern deren Triebkräfte. Daher ist der Beruf des Lehrers in hohem Masse durch Emotionsarbeit gekennzeichnet. Ebenso beschreibt er, dass Erklärungen von Lehrern verständlicher und vernetzter empfunden und Vertrauen aufgebaut werden, wenn während des Unterrichts mind. 1x laut gelacht wird (Götz 2012, S. 56).
In einem Buchbeitrag von Bernhard Sieland ist zu lesen: „Lehrer und Schulpsychologen sollen zielführend und nebenwirkungsbewusst, kurz „professionell“ mit eigenen und fremden Gefühlen umgehen. Sie dürfen weder ihre Gefühle laufend authentisch ausdrücken noch permanent verleugnen. Sonst besteht die Gefahr, dass sie ihre Anforderungen bzw. Ziele nicht erreichen, den Kontakt mit den Gesprächspartnern verlieren und ihre Gesundheit belasten. Diese emotionale Leistungsanforderung ist Lust und Last zugleich.“
Die von Lehrpersonen zu leistende Emotionsarbeit ist also nicht nur immer einfach und angenehm. Oftmals gestaltet sich das ganze sehr schwierig, da viele unterschiedliche Faktoren zu berücksichtigen sind. Lehrpersonen müssen ihre eigenen Gefühle regulieren und auch zur Regulation der Schüleremotionen beitragen. Eine Lehrperson soll also die Kompetenz der emotionalen Performanz besitzen, die sich nach Schmitz & Salisch (2002) (gefunden im Beitrag von Bernhard Sieland) aus folgenden Fähigkeiten zusammensetzt:
- Die Person kann ihre eigenen Gefühlslagen (ob erwünscht, unerwünscht oder verboten) sowie mittelfristige Stimmungen differenziert verstehen und verwechselt z.B. nicht Ängste mit Ärger oder Stress mit Hunger.
- Sie kann eigene belastende Emotionen erkennen, verstehen, erklären sowie nach Intensität, Ort, Zeit und Interaktionszweck flexibel handhaben. Sie wird nur selten von Gefühlen überwältigt.
- Sie kann Emotionen bei anderen erkennen, verstehen und dosiert mitfühlen sowie diese von den eigenen simultan vorhandenen Gefühlen abgrenzen, ohne in der mitgefühlten Emotion aufzugehen. Sie kann sich kommunikativ mit den Gefühlen anderer respektvoll auseinander setzen.
- Sie kann eigene und fremde Gefühle in Gesprächen thematisieren, deren Existenz respektieren und gleichzeitig Normen für den Umgang mit den Gefühlen problematisieren. Sie hat Erfahrungen darin, dass sie bestimmte Gefühle bei sich und anderen gut gestalten, andere Gefühle weniger gut gestalten kann, z.B. anlässlich von Erfolg und Niederlagen (realistische emotionale Selbstwirksamkeitseinschätzung).
- Sie nutzt ihre Emotionen nicht nur als Informationsquelle über eigene Vorlieben und Ablehnungen sowie Wertvorstellungen, sondern kann Emotion auch zum gemeinsamen Nutzen bzw. zur Schadensminimierung in Handlungen umsetzen.
Betrachtet man dieses Anforderungsprofil wird einem ganz flau im Magen, wenn man sich gerade in der Lehrerausbildung befindet und eigentlich einmal eine gute Lehrperson werden möchte. Findet ihr nicht auch?
Ich persönlich lege viel Wert auf Emotionsarbeit und möchte mich daher unbedingt bemühen, in diesem Teil des Lehrerseins mein Bestes zu geben. Aber ich denke es wird auch immer wieder einmal Tage geben, an denen ich auch mit meiner eigenen Emotionsregulation Mühe haben werde und ich lieber ein Mäusebussard wäre und mir das ganze Geschehen im Unterricht aus weiter Ferne betrachten möchte…
Hier noch ein Verweis auf einen spannenden Blogeintrag von Max, der ein Video enthält, dass ich im Zusammenhang mit Emotionen und Beziehungen als Lehrperson sehr empfehlenswert finde: