Freitag, 22. November 2013

Cognitive Apprenticeship


Während unseres Besuchs beim CYP in Zürich, kam der Begriff „selbstreguliertes Lernen“ immer wieder zum Ausdruck. Den Ausbildnern des CYP ist es sehr wichtig, dass die Lernenden im selbstregulierten Lernen unterstützt und gefördert werden. Denn wenn der Lernprozess eigens reguliert werden kann, ist die Wahrscheinlichkeit viel grösser, dass man sich einen Inhalt auch über längere Zeit merken kann. Selber zu bestimmen was, wann und wie man etwas lernt, trägt dem Behalten des Wissens bzw. dem Transfer des Wissens ins Langzeitgedächtnis bei. Selbstreguliertes Lernen wird immer wieder im Zusammenhang mit Cognitive Apprenticeship genannt, welches hier kurz erläutert werden soll.

Schon sehr früh hat sich „Apprenticeship“ als Methode des Lehrens und Lernens durchgesetzt. In nicht-industrialisierten Ländern ist Apprenticeship noch immer die gängige Form des Lehrens und auch Lernens. Apprenticeship meint eigentlich nichts anderes als „learning by doing“. Der russische Entwicklungspsychologe Lev Vygotsky (1896-1934) hatte die Vorstellung, dass die Entwicklung höherer geistiger Vorgänge indirekt angeleitet werden sollten und so vom „sozialen“ allmählich zum „individuellen“ verläuft. Er führte den Begriff des Scaffolding ein, welcher zu Deutsch ungefähr mit Gerüstbau umschrieben werden kann. Die dahinter steckende Idee war und ist, dass Lernende beim Lernprozess unterstützt werden sollen. So kann beim Erlernen eines Handwerks zuerst noch sehr viel Hilfe vom Lehrmeister gefordert sein; also ein enges, stabiles Gerüst für den Lernenden gebaut werden. Dieses kann dann schrittweise zurückgebaut werden, was bedeutet, dass der Lehrmeister sich immer mehr zurücknimmt, je besser der Lehrling die Aufgabe selbstständig lösen kann.
Diesen Gedanken haben Collins et al. (1989) aufgenommen und im Ansatz des Cognitive Apprenticeship integriert. Sie beschreiben Modeling, Coaching und Fading als die Hauptbestandteile des Erlernens von Wissensinhalten. Dieser Ansatz wurde und wird noch immer vielfach erforscht. Viele Ausbildungen haben das Ziel nach dem Ansatz des cognitive Apprenticeships zu lehren. Es gibt daher auch sehr viele ähnliche aber doch unterschiedliche Auflistungen der einzelnen Schritte. Mir sagt vor allem Enkenberg’s Liste zu (aus Paz Dennen, V. (2004). Cognitive Apprenticeship in Educational Practice: Research on Scaffolding, Modeling, Mentoring ans Coaching as instructional strategies. Handbook of research on educational communications and technology, 813-828.):
  1. Modeling: Darstellung des momentanen Denkprozesses
  2. Explanation: Erklären warum welche Aktivitäten wann und wo stattfinden
  3. Coaching: Überwachen der Schüleraktivitäten und assistieren und unterstützen wenn es nötig ist
  4. Scaffolding: Unterstützung von Schülern, so dass diese sich mit der Aufgabe beschäftigen können. Dies bedingt den graduellen Rückzug/Wegnahme des Lehrers aus dem Prozess, wenn die Studierenden die Aufgabe selbst managen können (Fading)
  5. Reflection: Die Schüler bewerten und analysieren ihre Leistung
  6. Articulation: Die Ergebnisse der Reflexion werden verbalisiert
  7. Explorations: Die Schüler werden ermutigt Hypothesen zu erstellen, sie zu testen und neue Ideen und Ansichtsweisen zu finden
Ich finde cognitive aprenticeship einen sehr sinnvollen Ansatz um Lernende in beruflicher (Praxis) und schulischer (Theorie) Ausbildung zu unterstützen. Gerade für Berufsschulen und Berufsmaturitätsschulen ist die Nähe zwischen Beruf und Schule wichtig. Wenn in diesen beiden Bereichen eine weitaus übereinstimmende Form von Lernen vermittelt werden kann, dann profitieren die Lernenden meiner Meinung nach am meisten.

2 Kommentare:

  1. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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  2. Ich habe mir zudem überlegt, welche Faktoren sich als relevant in Bezug auf die Förderung des selbstregulierten Lernens (=SRL) erweisen.
    Folgende Faktoren fördern das selbstregulierte Lernen:
    - externe Experten / Fachpersonen, welche den Schüler/-innen Strategien für das SRL vermitteln
    - integrative Form, d.h. Strategien müssen an Inhalte gekoppelt werden
    - Schulung der Lehrpersonen / Lehrerbildung → Dies verfolgt das Ziel, dass Schulen irgendwann keine externe Fachpersonen mehr benötigen für die Vermittlung von Strategien.
    - Feedbackschlaufe
    - Freude vermitteln und Schüler ihr Thema selber wählen lassen
    - projektartig / stufenübergreifend
    - Lernumgebung optimal gestalten
    - kooperatives Lernen
    - frühe und regelmässige Förderung
    - Kontext miteinbeziehen
    Mit dieser Aufzählung möchte ich Melinas interessanten und ausführlichen Blogeintrag zu Cognitiv Apprenticeship ergänzen.
    Ich finde diesen Ansatz auch sehr sinnvoll für das lebenslange Lernen. Dennoch bleiben bei mir zu diesem Thema ein paar Fragen offen: Muss jede Handlung überhaupt selbstregulierend sein? Was ist in Wirklichkeit überhaupt Selbstregulation? Gibt es eine „Nicht-Selbstregulation“? Wenn ich im Unterricht der Lehrperson zuhöre und mir dazu Notizen mache, ist dies bereits ein Vorgang der Selbstregulation? Zudem überlege ich mir die Frage, wie die Langzeitauswirkungen des SRL auf die Leistung aussehen.

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