Donnerstag, 16. Januar 2014

Herausforderndes Verhalten im Unterricht

Diese Woche waren wir mit unserer Fachdidaktikgruppe an einem Weiterbildungstag der HfH zum Thema „herausforderndes Verhalten bei Kindern und Jugendlichen“. In jedem der fünf Vorträge haben wir eine andere Perspektive auf die Verhaltensauffälligkeit von Kindern und Jugendlichen gewinnen können. Sonderpädagogen und Schulpsychologen werden meistens mit jüngeren verhaltensauffälligen Kindern konfrontiert. Als Lehrperson wird es aber auch vorkommen, dass wir mit verhaltensauffälligen oder herausfordernden Jugendlichen zu tun haben werden.
In der nachfolgenden Fachdidaktiklektion haben wir darüber gesprochen, was denn für uns herausforderndes Verhalten sein könnte.   Diese Überlegungen fang ich sehr interessant, denn ich habe mir noch nicht allzu oft überlegt, mit welchen Situationen ich als Lehrperson als herausfordernd empfinden könnte. Gerade als „Frischling“ neigt man sicherlich dazu, sich vor allem angenehme und schöne Situationen vorzustellen, die das Lehrersein mit sich bringen wird. Aber man sollte eigentlich genauso darüber nachzudenken, was einen an die eigenen Grenzen bringen könnte.
Ich habe gemerkt, wie wichtig diese Überlegungen sein können. Denn wir werden auf der BM Stufe mit Jugendlichen zusammenarbeiten, die sicherlich nicht immer nur angenehm sein werden und sich so verhalten, wie es uns gerade passt. 
Manchmal können die Jugendlichen selbst gar nichts dafür, dass wir sie als herausfordernd erleben. Oft entsteht die Herausforderung aus mehreren zusammenspielenden Faktoren. Zum Beispiel: Heute bin ich selbst nicht so gut gelaunt und möchte eigentlich lieber in Ruhe gelassen werden. Morgens im Zug sitzt eine Mutter mit einem Kind neben mir, dass mit fortlaufend Fragen stellt, welche ich nicht unbedingt beantworten möchte. Danach in der Schule geht es genauso weiter. Ein Schüler meiner BM-Klasse neigt dazu, fortlaufend Fragen zu stellen und sei es nur um der Fragewillen. Zudem steht heute noch ein Schulbesuch meines Vorgesetzten an. Das Zusammenspiel dieser vier Faktoren kann dazu führen, dass ich die vielen Fragen des Schülers (welche ich sonst eigentlich gut ertrage und auch beantworte) plötzlich sehr herausfordernd sind, da sich in mir eine Wut aufstaut und ich am liebsten sagen würde „jetzt stell mal nicht so viele Fragen“.
Ich denke herausforderndes Verhalten kann einerseits Tag für Tag anders aussehen, da es auch immer von (wie bereits gesagt) unterschiedlichen Faktoren abhängig sein kann, ob ich ein Verhalten herausfordernd finde oder nicht.
Andererseits gibt es auch grundlegende Verhaltensweisen, die ich herausfordernd empfinden kann. Jugendliche im Alter von 15-19 Jahren sind z.B. sehr auf soziale Anerkennung bedacht. Sie wollen cool, hübsch und sozial angenommen sein. Bei manchen Schülerinnen führt dies dazu, dass sie sich weder ihrem Alter, noch der Umgebung Schule entsprechend kleiden. Doch wie gehe ich um, mit Schülerinnen, denen ich durchs Dekolleté bis zum Bauchnabe sehe? Soll ich es ansprechen?
Als Frau stört mich solche Kleidung nicht unbedingt. Doch als Lehrerin sollte ich auch die anderen Schüler im Blick haben und daran denken, dass die männlichen Klassenkameraden dadurch ev. abgelenkt sein könnten. Zudem haben BM-Klassen bei unterschiedlichen Lehrern Unterricht und mir fällt auch ein, dass mein Lehrerkollege dies als störend empfindet, aber nie etwas sagen würde, da er als männlicher Lehrer so etwas nicht  ansprechen möchte. Was mache ich also?
Ich denke solche Situationen können sehr herausfordernd sein.
In den besagten Fachdidaktiklektionen habe ich gemerkt, dass für mich persönlich Mobbing wahrscheinlich die grösste Herausforderung darstellen wird. Grundsätzlich habe ich etwas gegen Menschen, die andere Menschen bewusst und gewollt niedermachen, plagen oder verachten. Im schlimmsten Fall wird es den „Tätern“ zusätzlich an Schuldbewusstsein fehlen, womit ich dann extrem Mühe haben werde. Auch schon während meiner Tätigkeit in einer psychiatrischen Klinik habe ich gemerkt, dass ich mit psychopathischen Zügen (z.B. dieses fehlende Schuldbewusstsein) noch nicht umgehen kann. Bei allen anderen Störungen, die ich während meiner Arbeitszeit erlebt habe, konnte ich einfühlsam auf die Patient/innen eingehen. Ausser eben im besagten Fall. Wenn ich mir vorstelle, einen Schüler oder eine Schülerin in meiner Klasse zu haben, der oder die diese Züge aufweist empfinde ich dies als die bisher grösste denkbare Herausforderung für mich persönlich.
Mit diesem Blogeintrag möchte ich euch dazu anregen, selbst einmal über herausfordernde Situationen im Unterricht nachzudenken und ev. auch über Lösungsansätze zu diskutieren. Denn es wird solche Situationen geben und mir persönlich ist es wichtig, bereits zu wissen, was mich warum stören/herausfordern könnte.

1 Kommentar:

  1. Hallo, scheinbar werden im Fach Berufspädagogik störungsfreie Unterrichtsabläufe vorausgesetzt. Aus meiner eigenen Unterrichtserfahrung weiss ich, dass der beste LernJob mit den Schülerinnen und Schülern nicht durchführbar ist, wenn Unterrichtsstörungen überhand nehmen. Im Fach Angewandte Erziehungswissenschaften haben wir uns mit dem Begriff der Disziplin auseinandergesetzt, es wurde eine Klassifizierung von Unterrichtsstörungen vorgenommen und es wurden mögliche Wege der Klassenführung thematisiert. Viele Grüsse, Robert

    AntwortenLöschen